Erscheinungsbild
Mögliche Erscheinungsformen (=Symptome) der Lese-Rechtschreibschwäche/ Legasthenie/ Lese-Rechtschreibstörung können sein:
Schwierigkeiten beim Rechtschreiben
zu Beginn
- massive Schwäche in der Phonologischen Bewusstheit
- nur ein Teil der Laute eines Wortes kann wiedergegeben werden, die Lautfolge wird falsch wiedergegeben
- die Schreibweise von Buchstaben wird immer wieder vergessen
- Buchstaben werden verwechselt
später
- einzelne Buchstaben werden ausgelassen
- ähnlich klingende Buchstaben werden verwechselt
- lautgetreue Schreibung
- orthografische Besonderheiten werden nicht erfasst (schb statt sp; fehlende Dehnung, Doppelung usw.)
- geübte Wörter werden schnell vergessen
- ein Wort wird mal richtig, dann wieder falsch geschrieben
auch im Erwachsenenalter noch
- viele Regelfehler
- Probleme mit der Groß-Klein-Schreibung und der Erfassung von Grammatikstrukturen in Aufsätzen
Symptome beim Lesen
zu Beginn
- Schwächen in der Phonologischen Bewusstheit
- Schwierigkeiten, einem Buchstaben den entsprechenden Laut zuzuordnen und
- Buchstaben sicher zu identifizieren
- Schwierigkeiten, mehrere Laute zu einem Wortklangbild zusammenzuschleifen
- Umstellungen von Buchstaben im Wort oder von Wortteilen
- schnelles Vergessen bereits geübter Wortbilder
- sehr langsames Lesetempo
- aufgrund der oben genannten Schwierigkeiten erschwertes Sinnverständnis, trotz Fähigkeit zur Synthese keine Sinnentnahme
in einem späteren Stadium
- häufige Verlesungen, insbesondere bei längeren Wörtern oder am Wortende,
- Raten aufgrund von Sinnentnahme, zu rasches Lesetempo
- langsames Lesetempo, oft stockend, monotone Satzmelodie, geringe Sinnentnahme
noch später
- (im günstigsten Fall:) Lesestockungen und -fehler nur bei langen und schwierigen Wörtern, Sinnentnahme möglich
- große Leseabneigung
Etwa 4 – 8% der Kinder und Jugendlichen sind betroffen.
Was ist LRS / Legasthenie nicht?
Nach dem derzeitigen Stand der Forschung ist Legasthenie:
- kein allgemeines visuelles Problem (im Sinne eines Raumlageproblems: Legasthenie heißt nicht Buchstaben verdreht schreiben!)
- kein generelles Hörproblem (obwohl die akustische Informationsverarbeitung von lautsprachlichem Material beeinträchtigt ist)
- kein motorisches Problem (obwohl LRS – Kinder häufig zusätzlich feinmotorische, v.a. graphomotorische Auffälligkeiten zeigen)
- kein Intelligenzproblem (Es gibt umgekehrt auch Kinder mit einer niedrigen kognitiven Grundbegabung, die dennoch keine Probleme beim Rechtschreiben und Lesen haben)
- keine allgemeine Bezeichnung für Kinder, die schlecht in Deutsch sind
- keine Modekrankheit (Wohl aber gibt es mittlerweile verstärkt Forschungen von Wissenschaftlern wie PsychologInnen, NeuropsychologInnen, LinguistInnen, MedizinerInnen…, die sich weltweit mit diesem Störungsbild beschäftigen.)
- keine nettere Bezeichnung für "Faulheit"
- kein Aufmerksamkeitsproblem (obwohl bei vielen LRS – Kindern gleichzeitig - aber nicht ursächlich - ADS oder ADHS (= Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung) festgestellt werden kann).